Open Source ist gratis. Bis es jemand bezahlt.
Viele nutzen Open Source. Wenige tragen sie mit. Hier zeigen wir, warum das ein Problem ist und was wir deswegen machen.
Open Source ist ein Geschenk. Eines, das viele gern annehmen. Aber kaum jemand bezahlt die Rechnung.
Ich habe einen LinkedIn-Beitrag zu dem Artikel "Open Source Blackout" von Sebastian Bergmann gelesen und der bringt es auf den Punkt. Unsere digitale Infrastruktur steht auf Software, die von vielen Einzelnen gebaut und gepflegt wird. Und das passiert oft in deren Freizeit. Firmen sparen Millionen. Maintainer schuften nachts. Und wennâs knallt, fĂŒhlt sich niemand verantwortlich.
Wir kennen das. Wir profitieren selbst von dieser Freiheit. Aber: Freiheit ohne Verantwortung? Das geht nicht auf Dauer.
Verantwortung statt Erschöpfung
Was der Artikel beschreibt, passiert jeden Tag. Maintainer am Limit. Firmen, die alles nehmen und nichts geben (Stichwort âTaker and Makerâ). Ein System, das nur hĂ€lt, weil ein paar Leute nicht loslassen.
Gegenfrage: Wenn Open Source der Unterbau unserer Wirtschaft ist - warum behandeln wir sie wie Gratisware?
Es geht nicht um Spenden oder Dank. Es geht um Haltung.
SouverÀn ist nicht, wer nutzt. SouverÀn ist, wer mittrÀgt.
Das System hinter Drupal
Drupal ist kein loses Projekt. Dahinter stehen Strukturen:
- Das Security Team: schĂŒtzt das System ehrenamtlich.
- Das Drupal Steward Programm: ein bezahlter Schutzdienst, der das Zeitfenster zwischen Veröffentlichung und Einspielung von Sicherheitspatches ĂŒberbrĂŒckt. Das stĂ€rkt die Sicherheitsarbeit im Ăkosystem.
- Das Partnerprogramm: finanziert zentrale Infrastruktur.
- Das Contribution Credit System: macht BeitrÀge sichtbar und nachvollziehbar.
Diese Strukturen halten das System am Laufen. Aber nur, wenn genug mittragen.
Open Source trÀgt sich nicht von selbst. Es braucht Menschen, die verlÀsslich mittragen.
Was wir beitragen
Wir profitieren von Open Source und geben etwas zurĂŒck: Zeit, Geld, Know-how.
- Wir unterstĂŒtzen das Gin-Projekt monatlich ĂŒber OpenCollective â weil wir es nutzen und wollen, dass es bleibt.
- Contributions, wo sie entstehen: Bugfixes, Module, Security, Reviews.
- Wenn ein Patch fehlt, schreiben wir ihn. Weil wir wissen, dass viele Maintainer das oft in ihrer Freizeit stemmen.
- Kein Messwert, keine KPI. Aber ein Reflex: Wenn's passt, geben wir zurĂŒck.
- Wissen teilen: Meetups, Doku, Austausch.
- Wir besuchen Events und wir bringen uns ein. Mit VortrÀgen, mit GesprÀchen, mit Sponsoring. Und im deutschen Drupal-Verein sind mehrere erdfische aktiv dabei.
Verantwortung weiterdenken
Verantwortung beginnt im eigenen Team. Aber sie endet nicht dort.
Ein Beispiel: LINEXO â ein Projekt mit der WERTGARANTIE Bike GmbH. Wir haben das Team so begleitet, dass sie selbst beitragen konnten. Heute haben sie ein eigenes Drupal.org-Profil und mehrere aktive Mitarbeitende. Ihre BeitrĂ€ge sind sichtbar im Contribution-Credit-System. Das ist bei uns bislang ein Einzelfall,, aber auch ein Anfang. Wir sprechen das Thema seit Kurzem systematischer an. Andere Kund:innen stellen Contributions ĂŒber bereitgestelltes Budget sicher, ohne eigenes Profil oder öffentliches Engagement. Beides funktioniert. Wichtig ist, dass Verantwortung mitgedacht wird.
So sieht Verantwortung aus, wenn man sie nicht outsourct.
Mit Kundenteams erarbeiten wir reale BeitrĂ€ge. Direkt aus dem Projekt heraus. Wir beraten, wie Contribution funktioniert und warum sie nicht neben dem Projekt lĂ€uft, sondern mittendrin. Zeigen auf, welchen Nutzen es fĂŒr das System und auch fĂŒr das Unternehmen hat.
Manche Kund:innen stellen einfach Budget bereit. Sie haben kein eigenes Profil, kommen ohne formalen Prozess aus und tragen dennoch dazu bei. Auch das ist ein Beitrag, der zÀhlt.
Digitale Verantwortung kann man teilen. Aber nicht delegieren.
SouverÀnitÀt ist Teamarbeit
Open Source bleibt offen, weil Leute sich kĂŒmmern.
Digitale SouverÀnitÀt beginnt, wenn Organisationen mittragen. Nicht irgendwann. Sondern jetzt. Im Alltag. Im Projekt. Mit Budget.
Wir haben gelernt: Das System trĂ€gt nur, wenn wirâs auch tun. Wenn niemand zurĂŒckzahlt, bricht es irgendwann. SicherheitslĂŒcken bleiben offen. Projekte verzögern sich. Wissen verschwindet. Maintainer steigen aus. Und dann steht man plötzlich vor einem Problem, das sich nicht mehr per Paketmanager lösen lĂ€sst.