Wenn Web-Projekte "auf Grund laufen"

Ein jedes Schiff, das in See sticht, hat initial ein Ziel und setzt darauf Kurs. Aber nicht alle erreichen den Bestimmungsort. Stürmische See, Untiefen oder vielleicht auch Konstruktionsmängel gefährden die Reise.

Nicht anders ist es bei Webprojekten. Vielleicht kennen Sie die eine oder andere Herausforderung, die einer erfolgreichen Realisierung im Wege stehen kann, schon aus eigener Erfahrung:

Achtung, Gefahr im Verzug

1. für Ihr fünfseitiges Lastenheft haben Sie Dienstleister angefragt und schon ein paar schöne Angebote auf dem Tisch liegen. Keiner der Anbieter hielt es für notwendig, etwas zu hinterfragen, oder auf fehlende Informationen oder mehrdeutige Formulierungen hinzuweisen. Achtung: Eisberg voraus.
2. beim Sales Pitch mit dem neuen Dienstleister klang alles noch so einfach und schlüssig. Alles ist machbar, nichts ist unmöglich. Alles ist maximal kostengünstig, und gleichzeitig beliebig erweiterbar und skalierbar. Aber nun sind die Verkaufsexperten weg, und das konzeptionelle oder technische Skill Level des Anbieters reicht bei Weitem nicht aus, die komplexen Anforderungen in den Griff zu bekommen. Das Projekt gerät gehörig ins Schlingern und droht zu kentern
3. Sie haben es zwar erfolgreich auf hohe See geschafft und das Projekt gestartet, aber jetzt herrscht Flaute: Der Projektmanager des Dienstleisters reagiert nicht. Die Ihnen zugeteilten Entwickler sind "gerade überlastet". Überhaupt haben Sie keine Ahnung, wie es mit dem Projektfortschritt aussieht und ob der Going-Live-Termin noch realistisch ist oder das Budget eingehalten wird

Manche Probleme im Projektgeschäft lassen sich nur schwer von vornherein ausschließen. Andere schon.

Was sollten Sie beherzigen?

Seien Sie misstrauisch, wenn man Ihnen als Antwort auf ein vages Konzeptpapier Angebote mit klaren Zahlen vorlegt. Auf welcher Grundlage glaubt der Dienstleister, so klare Zahlen benennen zu können? Wie ist er mit Implikationen einer Anforderung umgegangen oder mit fehlenden Details? Gibt es eine Ausschlussliste à la "dieses Angebot beinhaltet nicht X, Y oder Z"?

Nehmen Sie nicht alles für bare Münze, was die Sales-Abteilung Ihnen beim Verkaufsgespräch auftischt. Bevor Sie Ihre Unterschrift setzen, malen manche Anbieter die Zukunft immer paradiesisch aus, eingepackt in hübsche Folien, Schaubilder, und alles auf Hochglanz getrimmt. Das ist deren Job, denn sie müssen ja nur dafür sorgen, dass Sie anbeißen. Entsprechend lecker sieht der Köder aus.

Schauen Sie auch hinter die Fassade. Wer wird das Team sein, welches das Projekt für Sie und mit Ihnen umsetzt? Holen Sie sich Informationen über diese Mitarbeitenden ein. Lernen Sie sie kennen. Denn das ist die eigentliche Besatzung, der Sie Ihr Projekt anvertrauen. Nicht dem Verkaufsexperten.

Und vor allem: wie kommuniziert der Anbieter bei einer Anfrage? Wird das direkte Gespräch gesucht, und setzt er sich mit Ihnen und Ihrer Projekt-Vision auseinander? Zeigt er Ihnen gar auf, dass Sie noch eine ganze Menge Arbeit vor sich haben, bevor aus Ihrer Anfrage ein seriös schätzbares Projekt werden kann?

Fazit

Webprojekte umsetzen, das ist nicht Ihr Beruf. Deren Umsetzung auf Kundenseite zu verantworten, gehört aber im Regelfall dazu. Umso wichtiger ist es daher, sich so sicher wie möglich zu sein, dass der gewählte Umsetzungspartner

• ein Projekt realistisch bewertet
• keine Scheu hat, klar auszusprechen, wenn sich der Projektumfang noch nicht seriös bewerten lässt
• Hilfe anbietet, um das Projekt quantifizierbar zu machen
• Anforderungen hinterfragt und ggf. Alternativen benennt
• den wahren Projektumfang nicht künstlich kleinrechnet, nur um die Beauftragung zu ergattern

Je mehr vermeidbare Risiken Sie ausschließen, desto geringer ist die Gefahr, dass Ihr Projekt auf Grund läuft. Dazu müssen viele Abwägungen vorgenommen und Entscheidungen getroffen werden. Eine der Ersten und wichtigsten ist dabei jedoch immer die Wahl desjenigen Umsetzungspartners, von dem Sie am ehesten überzeugt sind, dass er Ihr Projekt sicher ins Ziel navigiert.