Warum wir beim Girls' Day dabei sind
Woher kommt es, dass viele Frauen den Entwicklerberuf noch nicht für sich entdeckt haben? Ein Plädoyer gegen Rollenklischees
Frauen kochen, verarzten, unterrichten – weil sie Frauen sind? Männer erfinden, kämpfen, entscheiden – weil sie Männer sind?
Nur weil wir diese Klischees im Kopf haben, heißt das noch nicht, dass Berufswege ab Geburt vorgezeichnet sein müssen. Die Macherinnen und Macher des Girls’ Day haben schon längst erkannt, mit welch unterschiedlichem Maß wir die Interessen und Fähigkeiten von Mädchen und Jungen messen. Deshalb bieten sie Jugendlichen ab der 5. Klasse berufliche Orientierung jenseits von Klischees – durch einen Schnuppertag in einem Unternehmen.
Girls’ Day 2021 am 22. April
Die Umstände sind dieses Jahr nicht dieselben wie sonst. Umso mehr freuen wir uns, dass der Girls' Day am 22. April 2021 digital stattfinden kann. Das ist eine Premiere, die wir bei erdfisch sehr begrüßen. An diesem Tag können interessierte Mädchen zwischen 12 und 14 Jahren unserer Crew über die Schulter schauen. Sie können live erleben, was für Aufgaben wir als Programmierer und Projektmanager jeden Tag erledigen. Und sie programmieren selbst ein Projekt mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Dabei freuen wir uns auf Anfängerinnen ebenso wie auf fortgeschrittene Coderinnen!
Hier geht es zum Girls’ Day-Angebot von erdfisch.
Wir bei erdfisch arbeiten schon immer an unterschiedlichen Standorten über das Internet zusammen. Damit sind wir auf die Begegnung mit den Schülerinnen sehr gut vorbereitet. Die virtuelle Zusammenarbeit ist für uns Arbeitsalltag, nicht erst seit Corona. Unsere Begegnungen finden im Browser, im Chat, bei Videokonferenzen statt. Alle Meetings und Absprachen treffen wir über den Bildschirm. Ja, sogar Workshops, Konferenzen und Spieleabende bestreiten wir virtuell.
Berufe sind für alle da
Immer mehr Unternehmen haben in den letzten Jahren erkannt, wie notwendig es ist, der nächsten Generation ein Vorbild zu sein. So auch wir bei erdfisch. Wir glauben, dass wir einen kleinen Beitrag zum gesellschaftlichen Wandel leisten können, wenn wir vorleben: Berufe sind für alle da.
Deshalb sind wir nun schon zum fünften Mal beim Girls’ Day dabei, indem wir Mädchen die Chance bieten, einen Tag lang in den Entwicklerberuf zu schnuppern.
- Mädchen ergreifen viel seltener technische Berufe als Jungen
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Der Frauen-Anteil in der Informations- und Kommunikationsbranche liegt hierzulande bei etwa 16 Prozent. Quelle
Betrachtet man die IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufe, so sind 23,7 Prozent der Arbeitnehmenden Frauen. Quelle
Die Gründe dafür sind vielfältig, beginnen aber schon sehr früh im Leben eines Kindes.
Schon ganz kleine Kinder erleben, dass meist ihre Mutter in Teilzeit arbeitet oder über mehrere Jahre ganz zu Hause bleibt, während sie ihren Vater erst abends sehen, wenn er von seiner häufig unsichtbaren, aber offensichtlich sehr wichtigen Arbeit nach Hause kommt.
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„Das ist Mädchenspielzeug“
An der Entstehung von Rollenklischees ist aber auch das Gendermarketing nicht ganz unbeteiligt. In Spielwarenprospekten strahlen uns oft Mädchen in pinken Kleidern an der Kinderküche an und Jungen mit Bauarbeiter-Hose und Spielzeugbohrmaschine. Eltern kommen um diese Zwei-Geschlechter-Einteilung kaum drumherum - egal ob sie für ihr Kind ein T-Shirt, einen Trinkbecher, einen Roller oder einen Radiergummi erwerben wollen, ob sie eine Geburtstagseinladung gestalten oder einen Film im Kino auswählen wollen.
Diese Einteilung in zwei verschiedene Konsumwelten, die wir beobachten, führt dazu, dass schon Kleinkinder ihre Welt in zwei Schubladen einteilen. Sie lernen: Was wie ein „Mädchenspielzeug“ (und damit wie eine „Frauensache“) aussieht, kann schlecht etwas für einen „Mann“ sein – hat doch ein Mann anscheinend gefährlichere, wichtigere Aufgaben zu erledigen. Mädchen finden dann schnell Sport und Konstruieren „doof“, Jungs verurteilen per se Beschäftigungen wie Kochen und Tanzen.
Ein Puzzleteil eines größeren Bildes
Diese Schubladen beschränken sich nicht auf die „heile“ Spielzeug-Welt. Wir sehen hinter diesem Denken die reale Gefahr, dass Mädchen sich immer mit den „kleineren“, „selbst genügsameren“ Varianten ihrer Möglichkeiten zufriedengeben – animiert durch das eigens für sie designte Spielzeug. Und dass sie später das wählen, was „übrigbleibt“, wenn es mit ihrem Partner um die Aufteilung von Pflichten geht.
Der Girls’ Day setzt deshalb – genau wie der parallel stattfindende Boys’ Day – schon früh an. Jugendliche bekommen an diesem Aktionstag berufliche Orientierung gerade in den Jobs, die für sie aufgrund ihrer Erziehung nicht vorrangig in Betracht gekommen wären. Das erweitert den Horizont, die eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten.
Für die Mädchen und Jungen kann dieser kurze Einblick natürlich nur das Puzzleteil eines größeren Bildes sein. Doch wir bei erdfisch sind überzeugt: Der Kontakt mit einem Beruf oder einem Unternehmen kann auch unbewusst Früchte für weitere Entscheidungen tragen.
Dabei geht es nicht darum, dass „Männerberufe“ fortan von Frauen gemacht werden sollen oder umgekehrt. Vielmehr hat der Girls’ Day / Boys’ Day zum Ziel, Arbeits- und Lebenswelt gendergerechter zu gestalten. Sodass Bezeichnungen wie „Männerberuf“ oder „Karrierefrau“ irgendwann das sind, was sie sowieso sein sollten: irrelevant.
Deshalb ist es für uns bei erdfisch selbstverständlich, auf die Notwendigkeit der gesellschaftlichen Veränderung aufmerksam zu machen. Damit, so hoffen wir, tragen wir einen kleinen Teil zu mehr Gendergerechtigkeit und zu mehr Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt bei.
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